Der Traum eines jeden engagierten Amateur-Seglers ist,
einmal die großen Meere zu überqueren.
Oft sind diese, durch einschlägige Reiseberichte, schon so bekannt,
als hätte man diesen Tripp bereits gewagt.
Segler, die bereits Hochsee-Meilen hinter sich haben, werden beneidet
und selbst verschiebt man seinen eigenen Wunsch von Mal zu Mal.
- keine Zeit, kein Geld, dieses Jahr schlechtes Wetter, erst mal ärztlich untersuchen lassen,
ich trau mich nicht - Alles Ausreden und es gibt noch hundert Einwände mehr -
Es ist wie immer im Leben, solange nicht der erste Schritt gemacht wird,
bleibt jedes Vorhaben nur ein Traum.
Unsere Gelegenheit war, das Angebot eines Vercharterers, das Boot eines Eigners, 
der am ARC-Rennen teilgenommen hat und das nun in Martinique liegt, zurückzuholen.
Bertrand und Dieter, die beiden regionalen Segler aus Neutraubling-Barbing im
Landkreis Regensburg  Bayern, checkten kurz ab:
Zeit, Geld, Lust, Gier nach Meer und "Traute",
einige "wenn und aber" wurden zur Seite geschoben - Resultat:
Ja - wir segeln über den Atlantik - von West nach Ost
- Martinique-Azoren-Mallorca - 4300 Seemeilen.

Die Vorplanung

Angebot des Vercharterers: Überführung des Bootes - Start 24. März 2010,
erfahrener Skipper übernimmt die Schiffsführung, Übernahme in Martinique.

Weitere Berichte folgen fortlaufend ...

22. Juni 2009:
Das Boot nimmt, mit dem Eigner, an der ARC (Atlantic Rally for Cruisers) teil, einer
organisierten Atlantik-Überquerung von Ost nach West, die Ende November
von Gran Canaria (Kanarische
Inseln) nach St. Lucia (Karibik) durchgeührt wird.
An dieser Atlantik-Fahrt nehmen in diesem Jahr 225 Crews teil, die je nach Boots-Leistung,
2 bis 3 Wochen unterwegs sein werden, unter Ausnutzung der Passatwinde von Nordost
nach Südwest und des Golfstroms.
Ein bekannter, internationaler Vercharterer, der uns ständig über Angebote informiert,
bietet die Teilnahme ander Rück-Überführung dieser Eigner-Yacht an,
von Martinique (Karibik) nach Palma de Mallorca (Balearen).
Diese Rücküberführung von West nach Ost beginnt Ende März bis April 2010.
Die Kosten der Teilnahme sind relativ günstig, bei einem Gesamtbetrag von
ca. 380,- EUR pro Person.
Die Teilmehmerzahl ist auf 6 Segler begrenzt.

26. Juni 2009:
Einerseits reizt mich diese Herausforderung einer Atlantik-Überquerung von West
nach Ost, denn der Wunsch nach einer besonderen Segelleistung schlummert
im Hinterkopf eines jeden engagierten Seglers.
Für mich in meinem Alter (60+), gibt es in dieser Richtung nicht mehr viele Möglichkeiten.
Da ich jedoch nicht allein mit fünf fremden Seglern unterwegs sein möchte, sprech ich
Bertrand an, einen Segelfreund, der schon bei einigen Törns im Mittelmeer dabei war.
Bertrand findet die Idee gut. Wir treffen uns wegen
Detailabsprache und finden die Idee immer noch gut.
Kosten-Aufrechnung: Teilnahmegebühr, Flugkosten Karibik, Zufahrt zum Flughafen und
Zukauf von Ausrüstung fürs Ozean-Segeln.
Unser Entschluß steht fest - wir fahren!

01. Juli 2009:
Es kamen keine Einwände mehr hinzu - also melde ich uns beide an!
Bertrand (60+) + Dieter (60+) = 130 Jahre Lebenserfahrung, mit 15 Jahren Segelerfahrung!

Die Buchungsbestätigungen und die Fragebogen zu Personendaten sind eingetroffen.
Alles wird, wie gewünscht ausgefüllt,
unterschrieben und am 06. Juli zur Charterfirma per Fax übermittelt.

12. Juli 2009:
Von der Charterfirma sind keine Reklamationen, betreffend Alter o. s. eingetroffen,
also bezahlen wir unsere Anzahlung 520,- EUR.
Nun können wir in die Detail-Planung gehen!

29. Juli 2009:
Es beginnt die Phase "Informationssammlung". 
Schiffs-Info, wo liegt der Hafen "Le Marin" - Entfernung zum Flughafen, Wetter zu dieser
Jahreszeit auf dem Atlantik zwischen 15. und 38. Breitengrad Nord,
- Wind-Verhältnisse - Strömung, Verpflegung - unsere Fähigkeiten auffrischen und ergänzen,
wer ist daran interessiert über unsere Überfahrt zu berichten, Datenversand von Bord,
Internetseite "TRUBILO" aufbereiten, eigene Publikation vorbereiten
- Bewerbung der Webseite vorbereiten, wer liefert Ausrüstung,
persönliche Medizin-Box erstellen ... und ..und - es gibt viel zu tun,
warten wir's (nicht) ab!? - wir berichten!

17. August 2009:
Zur Information aller Interessierten unserer Atlantik-Überquerung weisen wir auf die
Wetternachrichten als Grafik auf dieser Atlantik-Webseite hin, während der Fahrt bzw.
Vorbereitung könnt Ihr Euch regelmäßig informieren.
Wetter Heute - siehe: Atlantik-Wetter!

Anfang 2010 und nachträgliche Korrekturen und Erklärungen!

Wer sich als Mittelmeer-Segler zu einem solchen Segeltrip entschlossen hat,
ist ungeduldig und sucht im Internet nach allen möglichen Informationsquellen.

Die erste Informationsquelle ist natürlich der Veranstalter, die Charterfirma.
Unsere Anfragen werden auch sofort beantwortet
- "wir haben Ihre Frage an den zuständigen Skipper weitergeleitet."
Als erstes interessiert uns, wer ist der Skipper, welche Qualifikation hat er, wer sind die
anderen Mitsegler, wird die Anfahrt zum Starthafen organisiert, welche Termine
gelten fürs Eintreffen und Abfahrt, damit man mit einem gemeinsamen Taxi vom
Flughafen "Fort de France" zum Hafen fahren kann?

- Keine Information, wie sich später ergab, trafen die Ersten am 21. und der Letzte
am 24. März abends ein -

Als Termin war uns lediglich der 24. März bekannt, doch was für ein Termin
sollte das sein?? Ankunft - Einkauf - Übernahme oder Abfahrt?
Diejenigen, die am 21. März eintrafen, durften an den noch reichlich anstehenden
Instandsetzungsarbeiten teilnehmen. Man soll sich eben nicht vordrängeln!
Für meinen nächsten Hotelurlaub habe ich mir vorgenommen vorher anzufragen,
ob ich etwas früher kommen soll,
um eventuell noch das Zimmer zu streichen oder Gardinen aufzuhängen.

Mir kam in diesem Zusammenhang mal der Gedanke, ob ich vielleicht auf einem
Sklavenschiff gelandet bin, da auch der Umgangston nicht gerade der Freundlichste war.
Aber das konnte ja nicht sein, da ja Sklaven für die Fahrt nicht bezahlen müssen.

Die Crewliste wurde auch lange nicht bekannt gegeben. Auf die Frage danach, wurde
mitgeteilt, dass die Crew noch nicht komplett sei.
Wir hatten noch zwei Interessenten für die Fahrt und wollten die freien Plätze buchen
- Antwort = ausgebucht! ??

Auf der internen Crewseite meiner Website habe ich bekannt gegeben, dass ich einen
Reisebericht von dieser Atlantik-Überquerung schreiben werde und dafür tägliche
e-Mail's, per Satellitentelefon, nach Zuhause übermitteln werde.



Da noch immer keine Crewliste veröffentlicht war - habe ich als Erklärung geschrieben:
"Im Vergleich zu dieser Atlantik-Überquerung stelle ich mir vor, ich würde mit
einer Straßenbahn fahren und es wäre dem Straßenbahnfahrer auch nicht zumutbar
an jeder Haltestelle die zusteigenden Fahrgäste den bereits Anwesenden vorzustellen."

Daraufhin bekam ich von dem Skipper das "schriftliche" Verbot,
keinen Bericht von Bord zu senden, der nicht von ihm gelesen und zensiert wurde!



Es lebe die Pressefreiheit und das Recht zur freien Meinungsäußerung!

Wir hatten als Atlantik-Neulinge viele Fragen, die nur sehr schleppend beantwortet wurden.
Auf eine e-Mail-Anfrage an den Skipper wurde seine Qualifikation beantwortet - er hatte bereits
7 Atlantik-Überquerungen absolviert und auf die Frage nach einer
Skipper- und Crew-Versicherung die Antwort: ist nicht notwendig -
Begründung: das Schiff ist versichert - eine weitere Versicherung ist überflüssig!

Daraufhin habe ich mich bei einschlägigen Verbänden und Versicherungen erkundigt, wie
die Rechtslage und die Haftungsbestimmungen bei einer eventuellen Havarie sind.
Das Schiff ist durch den Eigner versichert, aber nicht der Skipper und die Mannschaft.
Allein wenn bei einer wetterbedingten Havarie die Mannschaft geborgen werden muß,
entstehen sehr hohe Kosten, die jeder für sich tragen müßte.
Der Einsatz eines Hubschraubers an Land kostet je nach Besatzungsgröße (Pilot, Co,
Navigator, Taucher, Arzt usw.) pro Minute zwischen 60,- bis 80,- EUR, und liegt
noch höher bei einer Seerettung.
Hinzu kommt eventuell ein zweiter Hubschrauber, ein Suchflugzeug (weil der
Aktionsradius eines Heli's nur bei 400 - 600 Seemeilen liegt), Rettungskreuzer, usw.

Es können riesige Kosten entstehen, die durch eine Risikoversicherung von
250,- EUR abgedeckt werden könnten.
Wenn dann nach dem Motto - gestern ist nichts passiert, dann heute auch nicht -
hantiert wird, ist das mehr als fragwürdig.
Für einzelne Crew-Mitglieder ist es nicht möglich eine solche Versicherung abzuschließen.
Für mich habe ich daraufhin eine persönliche Unfallversicherung abgeschlossen,
dessen Police ich einen Tag vor Abreise erhielt, mit dem Vermerk:
"Nur für Risiken des täglichen Lebens!"
Ob diese Versicherung im diesem Falle von Nutzen gewesen wäre ist fraglich.

In diesen Zusammenhang habe ich die Frage nach einer EPIRB gestellt,
einer Rettungsboje, die im Notfall automatisch ein Signal an eine Rettungsleitstelle
schickt und entsprechende Maßnahmen zur Rettung einleitet.
Eine solche Rettungsboje ist auf allen Langfahrt-Booten selbstverständlich.

Von diesen Rettungsbojen gibt es 2 Typen, einmal werden Signale,
über Antenne/Funkmasten an Rettungsleitstellen an Land gesendet, bei
Wassersportaktivitäten im Küstenbereich und der zweite Typ für Hochseeaktivitäten,
der die Signale über Satelliten an eine Rettungsleitstelle schickt.
Auf meine Anfrage, ob eine entsprechende Rettungsboje an Bord zur Verfügung steht,
bekam ich die "schriftliche" Nachricht, eine Woche vor Abreise!:
"Was würdest Du tun, wenn keine vorhanden wäre?"

So langsam kommen mir Bedenken, ob ich diese Atlantik-Überfahrt bei dem richtigen
Vercharterer und mit dem geeigneten Skipper gebucht habe.
Der Vercharterer war mir als seriös bekannt, der Skipper wurde kurzfristig zugeteilt.

Zur Information, für die, die mich nicht kennen
(eventuell meine Reiseberichte nicht gelesen haben):
Vor 15 Jahren bin ich zum Segeln im Mittelmeer gekommen und seit 10 Jahre organisiere
und fahre ich als Skipper für unsere private Segelgemeinschaft Segeltörns.
Bei allen Fahrten schließen wir eine Skipper- und Crew-Haftpflichtversicherung und eine
Kautions-Haftpflichtversicherung ab, für 10,- EUR pro Person, gemäß dem Motto:

"Wir starten als Freunde und kommen auch als Freunde zurück."

Für den 14. Februar 2010, ein Sonntag, haben wir nun doch noch ein Crewtreffen
vereinbaren können. Den Schnittpunkt zwischen Wien, Zürich und Regensburg
zu finden war nicht einfach.
Auf jeden Fall treffen wir uns in München, in einem Lokal in Hauptbahnhof-Nähe.
Ein Crewmitglied reist nicht an. Alle stellen sich vor, der Skipper macht nun zum 8. Mal eine
Atlantik-Überquerung, hat 120.000 Seemeilen Segelerfahrung, erzählt von früheren Törns
und wen er schon wegen Alkoholgenuß von Bord verwiesen hat.
Wir erzählen, daß Bertrand und ich unsere Segelerfahrungen auf dem
Mittelmeer gemacht haben, daraufhin betitelt er uns abfällig als Kaffeefahrtensegler.

Als ich am nächsten Tag mit Bertrand telefoniere, erzähle ich ihm von meinen Zweifeln,
ob die Entscheidung richtig war diese Atlantikfahrt,
vor allem mit diesem Skipper, durchzuführen.
Sein beruhigender, nicht sehr überzeugender Kommentar - "wird schon werden".

Meine Hoffnung war, auf dieser Reise von einem erfahrenen Hochsee-Skipper
lernen zu können. Diese Hoffnung mußte ich schon im Vorfeld begraben,
nach der Bemerkung des Skippers: "Es sei leichtsinnig von mir,
mich zu dieser Atlantik-Überquerung angemeldet zu haben und eine
Verantwortungslosigkeit, meinen Segelfreund Bertrand dazu überredet zu haben!"

Es gibt danach noch einige andere verbale Äußerungen, die meine Zweifel noch gesteigert
haben, aber ich habe im Vorfeld dieser Atlantikfahrt viel Aufwand betrieben,
der nutzlos gewesen wären, wenn ich nicht teilgenommen hätte.
Die Ankündigung im Internet, alle Segelfreunde informiert, Atlantik-Info-karten gedruckt,
Bezahlung der Charter und Flüge, Mietvertrag des Satellitentelefons, Einkauf von
Hochsee-Bekleidung, Vorbereitung der Atlantik-Website, Wetterdatensammlung
(die angebotene Übermittlung aktueller Daten zum Boot wurde abgelehnt),
Presseinformation usw.

Also beherzige ich den Rat meiner Frau:
"Halt die Klappe und konzentriere Dich auf Deine Notizen!"

Fortsetzung im Reisebericht - Start (zensiert)

6 internationale Segler aus Österreich, Schweiz, Frankreich und Deutschland segelten von der Karibischen Insel
Martinique (Französisches Department) in der ersten Etappe nach den Azoren (Portugiesisches Archipel).

Zwei von diesen Seglern waren von hier, unserem regionalen Gebiet Neutraubling / Barbing.


Bertrand - Neutraubling/Besancon      Dieter - Barbing